4 – Zur Situation der Kinder in Eritrea

Die Kinder und Jugendlichen von Eritrea haben keine wahrnehmbare Stimme. Verläßliche Daten zu ihrer Situation sind schwer zu erhalten. Die von der politische Führung Eritreas verordnete Selbstisolation des Landes  schattet nicht zuletzt die Rechte von Kindern und Jugendlichen von den Augen der Weltöffentlichkeit ab. Externe Hilfe gelangt nur selten ins Land, und findet nur dort statt, wo sie Duldung von höchster politischer Ebene erfährt.

Selbst als Reisender in Eritrea erhält man kaum die Genehmigung, die weiten Gebiete abseits der Hauptstadt Asmara zu bereisen, von denen hier die Rede sein muss. Den langen Grenzstreifen zum Sudan im Westen und Norden ebenso wenig, wie die fast 1000km langen küstennahen Landstriche im Norden und Osten des Landes. Die natürlichen Lebensbedingungen hier sind hart, Infrastruktur ist kaum vorhanden und viele Familie pflegen bis heute eine nomadische Lebensweise.

Es gilt also die wenigen offiziell zur Verfügung stehenden Daten zwischen den Zeilen zu lesen. Selbst eine Organisation wie UNICEF ist dabei auf die „offiziellen“ Zahlen der Regierung angewiesen und kann oftmals nur auf Schätzungen zurück greifen. Die jährlichen Kurzbericht von UNICEF sind dennoch lesenswert:

https://www.unicef.org/appeals/eritrea.html

Die Hälfte der Bevölkerung Eritreas ist jünger als 18 Jahren. Die Zahl und der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung steigt weiterhin stetig. Schlagworte in diesem Zusammenhang sind: Eine mangelnde Informationspolitik zur Geburtenkontrolle, eine unzureichende Versorgung mit Antikontrazeptiva, frühe und oft ungewollte Schwangerschaften in der Folge, ein mangelndes Vorsorgenetz für Schwangere und Kinder, eine hohe Mütter- und Neugeborenenstreberate, eine inadäquate medizinische Versorgung während Schwangerschaft, der Geburt und der Kindheit, das Problem der Genitaleverstümmelung (FGM) von Mädchen und ihre frühe (Zwangs-) Verheiratung mit der der Kreislauf von Neuem beginnt.

Eine frühe Förderung von Kindern in Betreuungseinrichtungen stellt die Ausnahme dar. Nur 20% der Kleinkinder besuchen eine vorschulische Einrichtung. Jedes fünfte Kind besucht nie eine Schule. Und nicht einmal die Hälfte der Kinder erhält eine über die Grundschule hinaus gehende schulische Ausbildung. Und gerade in den von nomadischer Lebensweise geprägten Teilen des Landes erhalten Kinder oft gar kein Schulbildung. Schon früh wird ihre Arbeitskraft benötigt, um das Auskommen der Familie zu sichern.

Die Ernährung von Kindern und Jugendlichen ist oftmals unzureichend. Und durch den Klimawandel bedingt spitz sich die Situation gerade in Eritrea stetig zu. Lange Trockenperioden führen durch Ernteausfälle zu Hunger und Fehlernährung. Hinzu kommt die prekäre gesamtwirtschaftliche Lage des Landes. Und so gehört Eritrea, wie seine ostafrikanischen Nachbarstaaten, zu den Ländern in denen UNICEF Kampagnen zur Bekämpfung und schwerer Mangelernährung bei Kindern voranbringen muss. Auch Kampagnen zur Vitamin-A-Substitution bei Säuglingen spiegeln Mangel- und Fehlernährung wieder. Auf ausgedörrte Böden fällt nur noch ab und an Starkregen, der zur Zerstörung von Anbauflächen durch Oberflächenabwasser und Erosion beiträgt.

Die Zahlen von UNICEF belegen vor alle eines. Nämlich, dass man selbst hinter vorsichtig definierten Zielen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Eritrea Jahr für Jahr weit zurück bleibt. Die tatsächliche Zahl Hilfsbedürftiger spiegeln sie nicht wieder. Diese liegt indes um ein Vielfaches höher und muss immer vor dem Hintergrund einer geschätzten Gesamtbevölkerung von gerade einmal 5 – 6 Millionen Menschen gesehen werden.

Projekte wie die von ARCHEMED und GETPARTNERSHIP haben deshalb Leuchtturmcharakter. Sie bringen „Erste Hilfe“ ins Land, sie öffnen das Land aber auch für persönliche Kontakte als Grundlage internationaler Zusammenarbeit und sie erlauben einen ersten Blick von aussen in das Land, um die tatsächlichen Verhältnisse würdigen zu können:

http://www.archemed.org

http://www.getpartnership.org

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